Ziel im Visier: Slyrs bringt „SILD“ auf den Markt

Gehindert - verhindert - und doch angekommen

Ziel im Visier: Slyrs bringt „SILD“ auf den Markt

(pm/sp) Der Slyrs-Kapitän hatte bei den Nordlichtern lange einen schweren Stand. Mit bis zu 20 Sorten Whisky an Bord legten Anton Stetter und sein Team bei diversen Fachmessen an. Und doch empfing sie jedes Mal ein rauer Wind. „Die haben uns immer wieder gefragt, warum wir keinen rauchigen, torfigen Whisky im Programm haben“, erzählt Stetter. „Das hat mich echt genervt.“ Doch er steckte den Kopf nicht in den Sand, sondern setzte die Segel für ein echtes Whisky-Abenteuer auf hoher See. In 2015 stach Stetter zusammen mit seinem Master-Destillateur Hans Kemenater (inzwischen Slyrs-Geschäftsführer) in das für Neuhauser „Landratten“ unbekannte Gewässer. Als Navigator verpflichteten sie einen guten Kunden: den Sylter „Wein-Heiligen“, Spirituosenhändler Alexander Sievers. Von der ersten Idee, ein Fasslager auf Deutschlands bekanntester Nordsee-Insel zu bauen, kamen sie angesichts utopischer Grundstückspreise schnell wieder ab. Der Nebel lichtete sich, als Stetter mit dem Mitbesitzer des Schlierseer Strandbads, Lutz Schwenn, ins Gespräch kam. Der Sylter riet den Whisky-Machern, sich um einen Liegeplatz im Hafen zu bemühen. Also klopfte Stetter im Lister Rathaus an. „Der Bürgermeister hat erst gemeint, das ist ein Fernseh-Scherz“, erzählt er und lacht. Das gleiche dachte Stetter, als er den Preis der Jahresmiete hörte: nur 2500 Euro. „Da hab ich gleich unterschrieben. Obwohl wir da noch gar kein Schiff hatten.“

In den Wochen darauf klapperten Stetter und Kemenater daher unzählige Werften an der Nordseeküste ab. Fündig wurden sie in Büsum, wo ein für Touristenfahrten umgebauter Fischkutter zum Verkauf stand. Die Whisky-Macher schlugen zu – und schipperten mit der „Angels Share“ (so nennen Destillateure den kleinen Teil des Whiskys, der bei der Lagerung verdunstet) in Richtung Sylt. Mit sechs Knoten allerdings eher gemächlich. „Die Strömung hat bis zu acht“, erzählt Stetter schmunzelnd. Über einen Zwischenstopp auf Amrum kam das schwimmende Fasslager aber schließlich wohlbehalten im Lister Hafen an. Hergestellt wird der Whisky allerdings noch bei Slyrs in Neuhaus und damit weit von der Küste entfernt. Doch mit dem Projekt von Lanserhof-Chef Christian Harisch, der auf dem Gelände eines ehemaligen Offiziersheims auf der Insel ein Luxus-Hotel baut (wir berichteten), könnten sich neue Optionen ergeben. So habe man dort bereits weitere 100 Fässer eingelagert, erklärt Stetter. Zu einem Bau einer eigenen Destillerie auf Sylt ist er „wild entschlossen“, wie er sagt. Und er verspricht augenzwinkernd: „Sie wird auf jeden Fall vor dem Berliner Flughafen fertig.“

Am wichtigsten für den Reifeprozess ist und bleibt aber die Angels Share. In deren Bauch lagert nun seit knapp vier Jahren der „SILD“ (der Wikinger-Name für Sylt). Ein Whisky aus Sylter Gerste und Quellwasser, der durch die salzige Meeresluft, das Auf und Ab der Wellen und den Wechsel von Ebbe und Flut in 30 Fässern à 110 Liter unter Deck des Kutters ein laut Stetter „einzigartiges Aroma“ bekommt. Ob der Kapitän recht hat oder nur Seemanns-Garn spinnt, können Whisky-Fans selbst herausfinden. Noch im November kommt die erste größere Lieferung von 5000 Flaschen auf den Markt.

http://www.slyrs.de

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